In Zeiten der Digitalisierung werben große Organisationen, Plattformen und zunehmend auch Gutachtergemeinschaften damit, Ferngutachten als schnelle und kostengünstige Lösung zur Schadensbewertung anzubieten. Doch diese modernen Methoden bergen erhebliche Risiken für den Kunden – sowohl finanziell als auch rechtlich. Ebenso wie bei Ferngutachten verfolgen auch Gutachtergemeinschaften ähnliche Interessen, die in erster Linie auf eine schnelle Abwicklung und Honorarforderungen abzielen, oft zum Nachteil des Kunden.
Ein Ferngutachten wird erstellt, ohne dass der Gutachter das Fahrzeug vor Ort untersucht. Stattdessen werden Fotos oder Videos des Schadens an eine zentrale Stelle gesendet, wo dann das Gutachten erstellt wird. Diese Bilder werden oft von Werkstattmitarbeitern, Annahmemeistern oder sogar vom Kunden selbst gemacht. In vielen Fällen ist der Gutachter weit entfernt und sieht das Fahrzeug nie persönlich.
Datenaufnahme vor Ort: Ein Werkstattmitarbeiter oder Annahmemeister macht Fotos des beschädigten Fahrzeugs und schickt sie an eine Gutachtergemeinschaft oder an eine zentrale Organisation.
Erstellung des Gutachtens aus der Ferne: Ein Gutachter, der das Fahrzeug nicht selbst gesehen hat, erstellt auf Grundlage dieser Bilder das Gutachten.
Eingeschränkte Kontrolle: Oft wird das Gutachten nicht vom Gutachter selbst geschrieben, sondern von Schreibkräften oder Assistenten, die lediglich die Informationen ausfüllen, ohne die nötige Fachkompetenz zu besitzen.
Rechnung: Am Ende erhält der Kunde eine vollständige Honorarrechnung, obwohl das Gutachten nur auf unvollständigen und oberflächlichen Informationen basiert.
Fehlerhafte Schadensbewertung: Ein Gutachten, das nur auf Bildern basiert, kann versteckte Schäden oder tiefere Schäden nicht erfassen. Dies führt zu falschen Reparaturkalkulationen, die später zu erheblichen Mehrkosten für den Kunden führen können.
Manipulationsgefahr: Fotos können leicht manipuliert werden, um den Schaden anders darzustellen, als er tatsächlich ist. Diese Form der Begutachtung bietet keine Sicherheit darüber, ob der tatsächliche Zustand des Fahrzeugs korrekt erfasst wurde.
Intransparenz und Täuschung: Oft wird dem Kunden nicht klar mitgeteilt, dass es sich um ein Ferngutachten handelt. Es wird suggeriert, dass das Gutachten wie ein vor Ort erstelltes Dokument behandelt wird, obwohl es nur auf Fotos basiert. Dies kann zu einer Irreführung des Kunden führen.
Verlust von Ansprüchen: Ein fehlerhaftes Ferngutachten oder Gutachten von einer Gutachtergemeinschaft kann dazu führen, dass der Kunde seine Versicherungsansprüche verliert. Wenn die Schadensbewertung nicht den rechtlichen Anforderungen entspricht, kann die Versicherung die Regulierung verweigern. Auch vor Gericht haben solche Gutachten oft keine rechtliche Relevanz, da sie nicht den Standards eines vollständigen und vor Ort erstellten Gutachtens entsprechen.
Unlautere Geschäftspraktiken und Honorarforderungen: Gutachtergemeinschaften basieren häufig auf einer Art Provisionssystem. Werkstattmitarbeiter werden oft in diese Gemeinschaften aufgenommen und übernehmen die Bilderstellung. Das Gutachten selbst wird von der Gemeinschaft verfasst, jedoch ist das primäre Ziel oft, durch die Honorarforderung schnell Umsatz zu generieren, nicht den Schaden korrekt zu erfassen. Dies führt zu Interessenkonflikten, da der Fokus eher auf der Abwicklung und Rechnungsstellung liegt, nicht auf der Kundenzufriedenheit oder der Schadensermittlung im Sinne des Kunden.
Die beschriebenen Methoden, insbesondere die Verschleierung darüber, wie das Gutachten erstellt wurde und wer es tatsächlich verfasst hat, können als Betrug (§ 263 StGB) gewertet werden. Kunden, die aufgrund eines fehlerhaften Ferngutachtens oder einer unzureichenden Bewertung durch eine Gutachtergemeinschaft Schäden erleiden, können ihre Versicherungsansprüche verlieren. In besonders gravierenden Fällen kann dies auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Obwohl Ferngutachten und Gutachtergemeinschaften auf den ersten Blick als günstigere und schnellere Alternative erscheinen, überwiegen die Nachteile und Risiken bei weitem. Der digitale Prozess der Schadensbewertung bietet keinen verlässlichen rechtlichen Schutz und kann zu Streitigkeiten mit der Versicherung führen. Kundenzufriedenheit und eine korrekte Bewertung stehen häufig nicht im Mittelpunkt solcher Angebote.
Um sicherzustellen, dass Ihr Schaden korrekt und umfassend bewertet wird, sollten Sie auf unabhängige Gutachter setzen, die das Fahrzeug vor Ort begutachten. Ein qualifizierter Gutachter stellt sicher, dass alle Schäden vollständig erfasst werden und Ihre Versicherungsansprüche rechtlich gesichert sind.
Vermeiden Sie die Risiken von Ferngutachten und Gutachtergemeinschaften, deren Fokus oft mehr auf der schnellen Abwicklung und Honorarforderung liegt als auf einer fairen und genauen Schadensbewertung. Setzen Sie stattdessen auf transparente, unabhängige Experten, die Ihnen eine rechtlich sichere und fachlich fundierte Schadensbewertung bieten.